
EINFACH gärtnern: Ohne Umgraben, kein Jäten, wenig bewässern. Um EINFACH gärtnern zu können, ist es unumgänglich, zu verstehen: Unsere Bedürfnisse, unseren Boden, unsere Pflanzen. In diesem Zusammenhang v.a. unseren Boden und die unglaublichen Möglichkeiten, mit denen er uns EINFACHES gärtnern ermöglicht.
Vor vielen Jahren stiess ich auf der Suche nach einfacheren Gärtnermethoden auf eine ältere Damen namens Ruth Stout, die mich inspirierte, motivierte und die klassische Methode des Gärtnerns neu überdenken liess, denn Kinder, Beruf und ein rund 5'500 m2 Grundstück schrien nach einer Lösung.
Ruth Stout - Gärtnern ohne Umgraben und Bewässern
Ruth Stout (1884–1980) war eine kanadisch-amerikanische Pionierin des No-Dig Gardening und bekannt für ihre Methode des Gärtnerns ohne Umgraben und ohne regelmäßige Bewässerung. In den 1940er-Jahren entwickelte sie ihre Mulch-Methode, bei der sie den Boden dauerhaft mit organischem Material wie Stroh oder Kompost bedeckte.
Als Ruth Stout endlich die Möglichkeit hatte, einen eigenen Garten zu bewirtschaften, war sie bereits in fortgeschrittenem Alter. Schnell erkannte sie, dass die klassischen Methoden des Gärtnerns für sie zu mühsam und zeitaufwendig waren. Entschlossen, eine einfachere Lösung zu finden, begann sie zu experimentieren – und machte eine bahnbrechende Entdeckung: Indem sie Pflanzenreste direkt auf den Beeten beließ, entstand nach und nach eine dicke Mulch-Schicht. Diese hielt die Feuchtigkeit im Boden, unterdrückte Unkraut und verbesserte die Bodenstruktur so stark, dass Umgraben überflüssig wurde.
Ihre Ansätze stellte sie in mehreren Büchern vor, darunter „Gardening Without Work“ (1971). Ihr einfacher, naturnaher Ansatz revolutionierte das Gärtnern und inspiriert bis heute viele Gärtner weltweit.
Für mich kam die volle Umsetzung der Lösung und ihre nachhaltige Erleichterung zu spät, denn wir zogen kurz darauf vom Land mitten in einen kleinen Ort. Ihre Methode ist jedoch heute aktueller denn je und wird in der Permakultur praktiziert, denn Permakultur bedeutet im Kern nichts anderes als die permanente Bedeckung des Bodens - wahlweise durch Pflanzen oder durch dicke Mulch-Schichten, v.a. aus Heu, Gras- und Wiesenschnitt und Laub.
Die Bedeutung des Humus für 'EINFACHES Gärtnern'

Humus ist Lebensspender, -bewahrer und -wandler. Ohne ihn kein 'einfaches Gärtnern'.
Offener, unbedeckter Oberboden stirbt langsam aber sicher ab: Er verliert während seiner Austrocknung nicht nur seine Feuchtigkeit, sondern auch seine Organismen (wie beispielsweise Regenwürmer) und Mikroorganismen, die sich in die Tiefen des Bodens zurückziehen oder absterben.
Zusätzliches Wässern wirkt wie Bewässerung auf grobem Sand: Es hat kaum Effekt – das Wasser versickert schnell, und die Oberfläche trocknet rasch wieder aus. Doch das Problem geht tiefer: Der Boden hat seine Wasserhaltefähigkeit verloren. Dabei erfüllt Wasser nicht nur die Funktion der Befeuchtung, sondern ist zugleich DER essenzielle Informationsspeicher, der uns hier auf der Erde zur Verfügung steht - während wir es hauptsächlich als Trink- und Brauchwasser nutzen.
Lebende Pflanzendecke
Ist der Boden mit Pflanzen besiedelt und bedeckt, folgt er seiner natürlichen Aufgabe: Was ihn im Verlauf des Jahres - mit Ausnahme von Wurzeln - berührt, wird - wieder mit Ausnahme von wurzelbildenden Sprossen - über kurz oder lang zu Erde: Es verrottet, wird humifiziert - wandelt sich also zu lebensspendendem Humus.
Schichten aus Heu, Gras- oder Wiesenschnitt, Laub ...
Das gleiche passiert mit jenen Schichten, die ihn bedecken, wie Heu, Gras- und Wiesenschnitt, Laub, kleineren und grösseren Ästen ... sie humifizieren und spenden Leben.
Gärtnern am Balkon - ohne tägliches Giessen
Gärtnern am Balkon - Eine besondere Herausforderung, die einfache Lösungen erfordert. Bildquelle: SOFIA
Gärtnern in der Stadt ist eine besondere Herausforderung, denn nicht jeder hat einen Garten, und Pflanzen am Balkon schreien nach Wasser. Was tun, wenn während Reisen keine Nachbarn zur Verfügung stehen, die in der heissen Jahreszeit täglich zum Giessen kommen?
Um hier Lösungen anbieten zu können, wurde im August 2023 ein Versuch gestartet: Dazu wurden 4 Versuchsbeete auf einem grösseren Balkon mit folgender Aufgabenstellung errichtet:
Möglichst lange, Zeiträume, in denen nicht gegossen werden muss
Bewässerung unter Nachahmung der Natur möglichst von unten - bei gleichzeitiger Aufnahmefähigkeit für Wasser von oben (Regen), ohne die Beete im Wasser ertrinken zu lassen und dennoch das Regenwasser aufzufangen
Einsatz natürlicher Materialien
Langfristig v.a. Ressourcen vor Ort verwenden
Ein möglichst hoher Grad an eigener Versorgung: Ernte idealerweise also rund um das Jahr
Im Verlauf des Versuchs und der damit verbundenen Beobachtungen stellte sich erneut die Bedeutung der Wasserhaltefähigkeit des Bodens sowie seiner Organismen und Mikroorganismen heraus.
Mehr dazu einem späteren Blog.
Biljana Banović - Gärtnern auf der Wiese - ohne Umgraben, ohne Kartonabdeckung

Im Verlauf der täglichen Beobachtungen, die mich mehr und mehr im Jetzt sein liessen, fanden mich Videos von Biljana Banović, in der Welt der Gärtner besser bekannt über den Namen Trag Biljke, 'Spur der Pflanzen', und eine erfahrene Pädagogin im Bereich der ökologischen Landwirtschaft. Sie setzt sich aktiv für biologische Anbaumethoden und eine naturnahe Landwirtschaft in der Region ein. Zudem ist sie die Gründerin von Motivational Gardening. Ihr Lebensmittelpunkt und Wirkungsbereich befindet sich gut 10 km nordwestlich von Banja Luka im Norden von Bosnien-Herzegowina.
Sie hat sich in den letzten Jahren v.a. mit der No-Dig-Methode beschäftigt, des Gemüseanbaus von Pflanzen auf der Wiese ohne zuvor umzugraben und entwickelt diese seither permanent weiter.
In den kommenden Berichten werden wir euch zunehmend mit ihren Beobachtungen und Erkenntnissen vertraut machen und ihre Videos hier aus dem Bosnischen übersetzten und zusammenfassen. Die auf YouTube zur Verfügung stehende Übersetzung ist nicht immer ausreichend oder korrekt, v.a., was Spezialausdrücke oder die Bezeichnung von Gemüsesorten anbelangt.
Für Interessenten:
Der Gemüseanbau auf der Wiese – also ohne vorheriges Umgraben oder intensives Bodenbearbeiten – ist eng mit der Permakultur-Bewegung und verschiedenen innovativen Gärtnern verbunden. Zu den Pionieren dieses Ansatzes gehören:
1. Masanobu Fukuoka (1913–2008, Japan)
Begründer der Natural Farming-Methode, die auf minimale Bodenstörung, Mulchen und Selbstregulierung durch natürliche Prozesse setzt.
2. *Bill Mollison (1928–2016, Australien) & David Holmgren (1955, Australien)
Entwickler der Permakultur, eines nachhaltigen Landnutzungssystems, das den Gemüseanbau ohne tiefes Umgraben und mit Dauerbegrünung fördert.
3. *Sepp Holzer (1942, Österreich)
Bekannt für seine Holzer’sche Permakultur, bei der er auch in alpinen Lagen Gemüse ohne klassische Bodenbearbeitung erfolgreich kultiviert.
4. *Charles Dowding (1947, England)
Prominenter Vertreter des No-Dig Gardening, einer Methode, bei der Gemüse auf Mulch- oder Kompostschichten direkt auf der Wiese angebaut wird.
5. *Richard Perkins (Schweden, aktuell tätig)
Experte für regenerative Landwirtschaft und Pionier in der Kombination von Agroforst, No-Till-Gemüseanbau und mobiler Tierhaltung.
Diese und viele weitere Praktiker haben den Gemüseanbau auf der Wiese durch Methoden wie Mulchen, Direktsaat in vorhandene Vegetation und Kompostauflagen populär gemacht. Ihre Ansätze haben weltweit zu nachhaltigeren Anbausystemen beigetragen.
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