Kennst Du die zahlreichen Möglichkeiten, Dich mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen?
In einer Zeit, in der die Herkunft und Zusammensetzung unserer Lebensmittel oft ein Rätsel ist, scheint es zunehmend wichtiger zu sein, sich bewusst mit der Nahrung zu beschäftigen, die wir täglich zu uns nehmen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, sich tatsächlich gesund und nachhaltig zu versorgen? Die Reise geht vom Einkaufen auf globalen Märkten bis zur Selbstversorgung in unserem eigenen Garten.
Von International zu Regional und Lokal
Große Supermärkte bieten eine riesige Auswahl an Lebensmitteln aus der ganzen Welt, verlockend, ‘fehlerfrei’, gross und prall. Doch zu welchem Preis?
Je länger der Transportweg, desto mehr Vitamine und Nährstoffe gehen verloren. Regional und besonders lokal erzeugte Produkte haben damit die höhere Wahrscheinlichkeit, frischer und nährstoffreicher zu sein. Diese kurze Lieferkette reduziert zudem den CO2-Ausstoß und unterstützt die lokale Wirtschaft und damit den lokalen Kreislauf, in den auch Du eingebunden bist.
Die Stärke in kleinen Strukturen
Kleine, lokale Erzeuger und Bauern haben oft höhere Qualitätsstandards und setzen weniger auf Massenproduktion. Ihre Produkte sind teils weniger verarbeitet und haben die Chance auf weniger Zusatzstoffe, was zu einer höheren Qualität führen kann. Lebensmittel kommen frischer auf den Tisch und schmecken oft besser, da sie reif – oder zumindest reifer – geerntet werden können und so weniger nachreifen müssen.
Vom Einkaufen zur Selbstversorgung
Selbstversorgung ist ein Schritt weiter als der Einkauf bei regionalen und lokalen Erzeugern. Eigene Gärten oder Balkongärten unterstützen und ermöglichen es, genau zu wissen, woher die Lebensmittel stammen und wie sie angebaut wurden.
Vom Einzelnen zur Gemeinschaft
Gemeinschaftsgärten und öffentliche Gärten gehen hier noch einen Schritt weiter und bieten die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Menschen Gemüse, Kräuter, essbare Blumen, Beeren und Obst anzubauen. Diese Form der Zusammenarbeit ist dazu geeignet, den einzelnen zu entlasten. Es kann das Gemeinschaftsgefühl stärken und für eine gleichmäßige Verteilung von Tätigkeit und Ernte sorgen.
Garteln vor der Haustüre
Bild: Der Naschgarten in Steyr in Mitten einer Hochhaussiedlung
Kennst Du das Projekt Garteln vor der Haustüre? Hier kannst Du in Linz geeignete Flächen im Öffentlichen Bereich, wie z.B. Verkehrs- oder Bauminseln oder das sogenannten 'Abstandsgrün' - jene grünen Flächen zwischen, um, innerhalb oder vor Wohnblocks - bepflanzen. Während Verkehrs- oder Bauminseln sich eher für Blühende Augen- oder Insektenweiden eignen, sind viele Grünflächen um Wohnblocks tatsächlich für den Gemüse-, Kräuter- und Beerenanbau oder sogar für kleine Obstbäumchen geeignet. Mehr Informationen dazu findest Du auf der Website der Stadt Linz.
Lebensmittel und Deine Gesundheit
Schaut aus, wie ein Pfirsich, nennt sich Pfirsich – und schmeckt … sauer
Viele haben wahrscheinlich schon eine ähnliche Erfahrung gemacht: Lecker ausschauendes Obst lacht Dich im Geschäft an. Du kannst - und willst auch gar nicht widerstehen, und kaufst. Zuhause wartet die Ernüchterung: Hart, sauer, sonst annähernd geschmacklos. Von einem köstlichen Geschmackserlebnis keine Rede.
Einmal abgesehen davon, konnte ich aus eigener Erfahrung feststellen, dass Apfel nicht gleich Apfel ist. Ebensowenig scheint der Reifegrad eines Apfel egal zu sein:
Lange Zeit hatte ich auf den Genuss von Äpfeln mit heftigem Hungergefühl und Augenschmerzen reagiert, obwohl Äpfel doch für den kleinen Hunger zwischendurch kolportiert worden waren. In einer Untersuchung konnte schliesslich eine Fructose-Intoleranz festgestellt werden. Nachdem ich Äpfel - v.a. Klar- und Lederäpfel - liebe, konnte ich jedoch die Finger nicht wirklich davon lassen und schränkte den Genuss lediglich ein. Eines Tages stellte ich fest, dass ich frische Äpfel vom Baum beschwerdefrei geniessen konnte. Und ich stellt fest, dass ich auf alte Sorten anders reagiere als auf die klassischen Sorten, die üblicherweise in Geschäften zu finden waren.
Ähnliches stellte ich mit der Zeit bei praktisch allen Obstsorten fest: Während ich automatisch selten zu Obst greife, das irgendwo auf Tellern liegt, greife ich liebend gerne zu frischem Obst direkt von Baum - völlig beschwerdefrei.
Alte Sorten (auf die sich z.B. der Verein Arche Noah spezialisiert hat), die weniger auf Ertrag und Transportfähigkeit gezüchtet sind, haben oft einen besseren Geschmack und mehr Nährstoffe. Sie sind auch häufig aufgrund ihrer natürlichen und ausgewogenen Zusammensetzung besser verträglich – wie auch etliche Erfahrungen mit Dinkel zeigen – und fördern die Biodiversität.
Körper, Psyche, Geist
Viel zu wenig ist uns noch bewusst, das Lebensmittel direkten Einfluss auf unsere Körperfunktionen, unser Gehirn und unsere Psyche haben. Sie können nicht nur dazu beitragen, unser Immunsystem zu unterstützen oder Heilprozesse anzustossen und zu fördern, sondern sind auch in der Lage, unsere Energie zu aktivieren oder zu lähmen: Bestimmte Lebensmittel können z.B. unseren Antrieb, unsere Aggressionen oder unsere Müdigkeit fördern, unser Denkvermögen unterstützen oder verlangsamen, unsere Klarheit fördern oder uns benebeln, den Wunsch nach Gemütlichkeit oder nach Nichtstun zu fördern, zu Agilität, Trägheit oder Schwermut beitragen.
Du bist, was Du isst
Das Sprichwort ‘Du bist, was du isst’ kommt nicht von ungefähr – was so viel bedeutet wie: Auf das zu achten, was Du isst, kann sich als hilfreich und lebensverändernd erweisen, denn Lebensmittel haben einen grösseren Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden, Geist und Vitalität, als Du vielleicht annehmen möchtest.
Landwirte, SOLAWIs und Vereine
Die Bauern und Landwirte der Stadt und der Umgebung kennenlernen
Weisst Du, dass sich derzeit noch rund 26 Landwirte mit den Schwerpunkten Lebensmittel, Holz, andere Produkte (ausser Lebensmittel) sowie sonstige Leistungen innerhalb des Linzer Stadtgebietes tätig sind: 17 Landwirte in Linz-Nord (Linz-Urfahr), 3 in Linz-Mitte sowie 6 in Linz-Süd?
Der direkte Kontakt zu den Erzeugern schafft Vertrauen und Transparenz. Besuche direkt am Bauernhof oder Gespräche auf dem Wochenmarkt geben Einblick in die Produktionsmethoden und fördern ein Bewusstsein für Qualität und Nachhaltigkeit. Zudem sind diese Kontakte auch hervorragend dazu geeignet, die eigene Versorgung auch in schwierigen Zeiten sicher zu stellen.
Sich in Vereinen zur Selbstversorgung zusammenschließen
Vereine bieten eine Plattform für den Austausch von Wissen und Ressourcen. Sie können dazu dienen, die Selbstversorgung sicher zu stellen und ermöglichen es, gemeinsam größere Projekte zu realisieren und voneinander zu lernen. Neben dem Teilen von Aufgaben und Ernte ist für alle Mitglieder damit eine Grundlage gegeben, mit und an einander zu wachsen.
Häufig als Verein organisierte Linzer Gemeinschaftsgärten sowie Vereine im Linzer Umfeld geben Dir die Möglichkeit dazu. Nutze die Gelegenheit und lerne diese beim Sommerabend der Gemeinschaftsgärten in Linz am 06. September 2024 ab 16.00h kennen. Wenn Dir diese Möglichkeiten gefallen, kannst Du gerne auch selbst die Initiative ergreifen und einen eigenen Gemeinschaftsgarten mit anderen gründen.
SOLAWI – Die solidarische Landwirtschaft
Eine Sonderform zu 'klassischem' landwirtschaftlichem Anbau stellt eine SOLAWI, eine solidarische Landwirtschaft, in ihren variantenreichen Ausprägungen dar. Als Grundprinzip finden sich Menschen als Mitglieder in Vereinen zusammen. Anstatt Produkte zu kaufen (also einem direkten Austausch zwischen Geld und Ware) unterstützen Mitglieder meist den Verein durch Mitgliedsbeiträge, Förderbeiträge oder beispielsweise Spenden, damit der Verein seinen Vereinszweck erfüllen kann. Der Verein wiederum fördert seine Mitglieder, in dem diesen saisonale Lebensmittel zur Verfügung gestellt werden.
Während sich in Gemeinschaftsgärten (meist auch als Vereine organisiert) v.a. Laien zusammenfinden, wird der Anbau in SOLAWIs meist von Bauern geleitet. Mitglieder haben dann in unterschiedlichem Ausmass die Möglichkeit, durch ihre Mithilfe am Feld zusätzlich mitzuwirken.
Eine solche SOLAWI ist z.B. die ‘Terra Solaris’ in Sonnberg bei Hellmonsödt im Mühlviertel, die wöchentlich für ihre Linzer Mitglieder frisches saisonales Obst und Gemüse an eine Verteilerstation in Linz bringt.
Mehr zu Bauern und Landwirten im Linzer Stadtgebiet und in der Umgebung in den nächsten Folgen.
Selbst Gärtnern mit Unterstützung
Eine weitere Möglichkeit bieten die Morgentau-Gärten in Linz. Hier gärtnerst Du unter Anleitung und mit Unterstützung von Ende März/ Anfang April bis Ende Oktober/ Anfang November, je nach Witterung. Du pachtest eine Parzelle in Deiner Wahlgrösse, hegst, pflegst und erntest mit Unterstützung und gibst Deine Beete dann zum Saisonende geräumt an die Initiative zurück, die ihren Sitz zwischen Hofkirchen im Traunkreis, Hargeslberg und St. Florian bei Linz hat.
Mehr auch hierzu in den kommenden Folgen.
Vereine für traditionelle und neue Verarbeitungsmethoden
Neben der Qualität der Grundnahrungsmittel gewinnen traditionelle und neue Verarbeitungsmethoden an Bedeutung, da sie es ermöglichen, auf diverse Zusatzstoffe zur Haltbarmachung zu verzichten. Gemeinnützige Vereine spielen dabei zunehmend eine wichtige Rolle. Hier können Menschen ihre Erfahrungen und Ideen austauschen und sie gemeinsam erforschen und erproben. Auch einen dieser Vereine, den Generationen Hof in Pfarrkirchen im Mühlkreis, möchten wir euch demnächst vorstellen.
Stell Dir vor ...
... natürliche Lebensmittel duften und schmecken richtig gut, und das bereits in rohem Zustand, ohne Verarbeitung und ohne Zugabe von Gewürzen.
... es gibt viele verschiedene Geschmacksrichtungen anstelle eines genormten Durchschnittsgeschmacks für jede Sorte.
... DU kannst tatsächlich dazu beitragen, dass es so ist.
Wusstest Du, dass ...
… was Du isst, sowohl Deine körperliche als auch Deine geistige und psychische Gesundheit beeinflussen kann? Lebensmittel können unser Immunsystem unterstützen, Heilprozesse fördern und unsere Energie, unsere Psyche und unseren Geist beeinflussen.
… bei langen Transportwegen ein Großteil der Vitamine verloren geht? Obst und Gemüse verlieren durch die lange Reise ihre wertvollen Inhaltsstoffe.
… der hochgezüchtete Kleberanteil in Weizen und Dinkel eine Glutenunverträglichkeit fördern kann? Alte Sorten sind oft besser verträglich.
… gutes Kauen und ausreichende Pausen zwischen den Mahlzeiten die Wachheit und Klarheit fördern? Dein Körper kann sich besser auf andere Aufgaben konzentrieren, wenn er nicht ständig mit der Verdauung beschäftigt ist.
Résumé
Deine Wahl: Lebensmittel – lokal, regional, frisch
Denke über Deine Lebensmittelversorgung nach und ziehe lokale oder regionale Optionen, direkt vom Bauern oder vom Nahversorger in Betracht. Vom Einkauf lokaler Produkte über eine Mitgliedschaft in einer solidarischen Landwirtschaft (SOLAWI) bis hin zum eigenen Garten oder einem Gemeinschaftsgarten – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Wusstest Du übrigens, ...
... dass DU direkt Einfluss auf das Sortiment Deines Nahversorgers haben kannst? Angeboten wird, was Kunden kaufen und kaufen wollen. Denk einmal darüber nach. Je öfter nach bestimmen Produkten nachgefragt wird, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Versorgen sie schliesslich anbietet.
Selbstversorgung in Linz und Umgebung
In Linz und Umgebung gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Selbstversorgung. Gemeinschaftsgärten, Solidarische Landwirtschaften und Vereine bieten Gelegenheiten, frische und vitale Lebensmittel zu produzieren und zu genießen. Lerne die Erzeuger kennen und unterstütze lokale Initiativen, um eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern.
Bei all dieser Vielfalt ist vielleicht auch etwas für Dich dabei?
Weiterführende Links:
Gemeinschaftsgärten: Gemeinschaftsgärten in Linz, Sommerabend der Gemeinschaftsgärten
Selbstversorgung unter Anleitung: Morgentau-Gärten
SOLAWI: SOLAWI ‘Terra solaris’
Wesensgemässe Landwirtschaft: Kulturoase Hochschopf
Gemeinsames Gartln: Urban Gardening in Linz
Bauern in Linz: Linzer Landwirte
Plattform für alte Obst- und Gemüsesorten: Arche Noah
Ein erster Einstieg: Garteln vor der Haustüre
Diese und viele weitere Initiativen zeigen, wie wichtig und bereichernd eine bewusste Entscheidung für lokale und regionale Lebensmittelversorgung sein kann.
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