SAVINI, SABIEN-MARIE impact - Internationaler Presseverband
15. Mai 2024
15. Mai 2024 – ‘Gärtnern für jedermann’. Erste Versuchsbeete für die ‘Essbare Stadt Linz’ im oberen Mühlviertel. Wisst ihr übrigens, wie traditionell Kartoffeln angebaut werden?
Gärtnern heute
Gärtnern heute ist exklusiv und anspruchsvoll geworden. Hoher Zeitaufwand und kostenintensiver Materialeinsatz machen Gärtnern zu einem Vollzeithobby. Erfolg dennoch nicht garantiert. Wer sich versucht, braucht Durchhaltevermögen und Zeit.
Gärtnern morgen - Einfacher?
Wir wollen nun prüfen, ob nicht anderen Möglichkeiten gemäss dem Motto ‘Gärtnern für alle’ zur Verfügung stehen. Geht es weniger zeit- und materialaufwendig? Ohne umgraben? Und mit wenig Giessen? Ressourcenschonend auf allen Ebenen?
Besuch am Generationen Hof
Auf der Suche nach Versuchsmöglichkeiten kommen wir – die Vertreter von 5 verschiedenen Vereinen und 2 Initiativen – zum ‘Generationen Hof', einem ideellen gemeinnützigen Verein in Pfarrkirchen im Mühlkreis, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, traditionelle Methoden zu erforschen und mit neuen Erkenntnissen zu verbinden. ‘Weshalb wurde das gemacht?’, ‘Was war die Idee dahinter?’, ‘Was hat man sich davon versprochen?’ Und ‘Wurde das beabsichtigte Ziel erreicht?’ Diese und ähnliche Fragen werden dort seit mittlerweile 3 Jahren erforscht - teilweise bereits so erfolgreich, dass erste Lehrgänge angeboten werden.
Doch dieses Mal haben WIR etwas mitgebracht: Konzepte zum Anbau auf Gras, OHNE UMGRABEN. Immer interessiert an Erforschung und neuen Erkenntnissen, hat sich der Generationen Hof bereiterklärt, uns erste Flächen für 2 Versuchsbeete zur Verfügung zu stellen, die für uns von IGF SOFIA, dem Institut für Gesundheit und Forschung im Rahmen einer Kooperation betreut werden: Schwerpunkt unserer ersten Versuchsreihe:
‘Einfach soll’s sein’ nach dem Motto: Gärtnern für jedermann.’
Unser erstes Versuchsobjekt:
Das sättigende Nahrungsmittel für alle: Die Kartoffel.
Doch zunächst:
Der traditioneller Kartoffelanbau
Mit frischem, in einer Handmühle vermahlenem Kaffee und selbstgemachtem Süssmost vom Generationen Hof gestärkt geht es … auf den Traktor! Denn gleichzeitig neben der Erforschung neuer Methoden soll das Wachstum mit Kartoffeln aus traditionellem Anbau verglichen werden.
Wir wechseln uns ab und sitzen also zu zweit hinten am Traktor. Vor uns zwei Kartoffelschütten aus Holz, durch die die Kartoffeln nach unten in die flache Holzwanne fallen (bild 1 und 2). Immer, wenn die Glocke bimmelt, lassen wir jeder eine Kartoffel durch das Rohr in der Holzwanne fallen. Der gleichmässige Rhythmus wird durch das sich drehende Kreuz (Bild 3) bestimmt, das während der Fahrt vom Boden angetrieben wird und an der Glocke anschlägt. So gelangen die Kartoffeln in gleichmässigen Abständen in den Boden. Ein simples Stück Karton (Bild 4) sorgt dafür, dass die nachrollenden Kartoffeln nicht alle in die Rohr fallen.
Am unteren Ende des Rohrs ist eine Pflugschar, ein pfeil- oder v-förmigen Metallteil, befestigt. (Bild 5). Sie gräbt eine Furche in die Erde, die Kartoffel fällt hinein und zwei sich rechts und links davon befindliche weitere Pflugschar-Teile häufen die Erde über der Kartoffel wieder zusammen (Bild 6).
Insgesamt fahren wir abwechselnd auf diese Weise 4x längs über Feld und hinterlassen jeweils 2 angehäufte Kartoffelzeilen, und sind fasziniert von der einfachen Logik, die dahintersteckt!
Teil 1 ist geschafft!
Kartoffelanbau einmal anders:
Im Garten AUF der Wiese
Nun auf zum Vergleichsfeld: Zunächst wird das Gras auf ca. 1.70 m Breite und auf etwa 12 m Länge umgeschnitten, dass lange Halme bleiben (Bild 1):
1.20 m Breite und 2 x ca. 5 m Länge für das Beet,
der Rest für den Gehweg.
Das gemähte Gras vom Bereich der Wege streuen wir über die künftigen Beete (Bild 2)
Erste und zweite Schicht:
Halb-verrotteter Kompost und Brennesseln
Auf der Suche nach halb-verrottetem ‘Kompost’ werden wir bei alten Heuballen unten am Bach fündig, transportieren ihn mit der Scheibtruhe zu den Beeten und streuen ihn locker in einer Höhe von etwas 15 cm aus (Bild 3).
Mittlerweile ist es heiss geworden. Während andere gerade trinken, sucht einer der Teilnehmer seine wohlverdiente Pause, eher wir Brennesseln am Bachufer schneiden, praktischerweise ebenfalls mit dem Mäher, hinauf transportieren und wieder lose über das Beet streuen (Bild 4).
Hintergrund: Der halbverrottete Kompost verbraucht Stickstoff N zu seiner weiteren Zersetzung, die die Brennesseln nachliefern soll. Empfohlen wird hier auch lose ausgebrachter organischer Dünger in Form von Pellets. Wie lassen diesen aus, das wir in der nächsten Schicht statt halbverrottetem voll verrotteten Kompost verwenden.
Dritte Schicht:
Halb-verrotteter oder verrotteter Kompost oder eine Mischung mit Erde
Nun wäre eine weitere Schicht halb-verrotteter oder verrotteter Kompost an der Reihe. Wir wählen eine Mischung aus Erde und Kompost, da diese leicht mit der Schaufel des Traktors herbeitransportiert werden kann (‘Einfach soll’s halt sein’), und streuen sie darüber.
Vierte Schicht:
Eine lose Schicht Heu
Und schon folgt der letzte Schritt im Aufbau: Eine lose Schicht Heu bildet den Abschluss, bis wir eine Beet-Höhe von etwa 40 cm erreicht haben.
Ehe wir nun die Kartoffeln auslegen, holen wir uns noch Blätter vom Hollerbusch. Von der Idee her 2-3 Stück pro Kartoffel. Wir wählen dafür jeweils in etwa 1 Triebspitze von etwa 10 cm Länge.
Es ist soweit:
Wir legen die Kartoffeln in die 'Nester'
Und schon sind wir beim Finale angelangt: Etwa im Abstand von 30 - 40 cm legen wir je Beet-Breite 2 Kartoffeln aus, die nächste Reihe versetzt zur ersten. Dazu schieben wir mit beiden Händen Heu und darunterliegendes Material bis in etwa 25 cm Tiefe (etwa auf Höhe der Brennessel) etwas zur Seite (wie kleine Nester), legen jeweils 1 Kartoffel und einen Holler-Zweig hinein. Die ‘Nester’ lassen wir noch offen, damit wir einen Überblick über die Abstände haben. Am Schluss schliessen wir die Nester wieder.
Wir sind fertig! Jetzt heisst es nur mehr abwarten, bis (und ob?) sich die ersten Pflanzen zeigen. Wir sind zuversichtlich. Dann geht’s weiter …
FAQ
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Wo nehmen wir zum Starten im ersten Jahr halb verrotteten Kompost her?
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
o Ideal für jene, die bereits Kompost im Garten haben bzw. damit begonnen haben
o Von in einem Park bereits befindlichen Komposthaufen (bitte herausfinden, wem dieser gehört)
o Vom städtischen Gartenamt
o Von Nachbarn
o Von einem nahem Landwirt
o Wir zeigen euch demnächst eine NOCH einfachere Methode auf, die für das nächste Jahr dann halb verrotteten Kompost liefert.