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Beerenschnitt für Anfänger - einfach erläutert

  • Autorenbild: Essbare Stadt Linz
    Essbare Stadt Linz
  • 29. Jan.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Feb.

Beerenschnitt für Anfänger
Beerenschnitt für Anfänger, Bildquellen: Lubera.com

Überblick



Beerenschnitt für Anfänger - einfach erläutert

Das Schneiden von Beerensträuchern ist einfacher, als es auf den ersten Blick scheint. Es basiert auf klaren Prinzipien, die auf einer Einteilung der Sträucher in drei Gruppen beruhen. Diese Einteilung richtet sich nach zwei Kriterien: dem Alter des Holzes, das Früchte trägt, und dem Zeitpunkt der Blüte und Fruchtbildung.


Grundsätzlich gilt:


Je fruchtbarer ein Beerenstrauch ist, desto jünger ist das Holz, das Früchte trägt, und desto stärker muss geschnitten werden.


Warum werden Beerensträucher geschnitten?


  1. Natürlichkeit des Schnitts: Auch in der Natur erfahren Sträucher eine Art von Schnitt durch Wind, Tiere oder Bruch. Domestizierte Pflanzen hingegen benötigen den gezielten Eingriff des Menschen, um langfristig gesund und produktiv zu bleiben.


  2. Förderung des Wachstums: Der Mensch hat durch Züchtung Pflanzen auf hohe Fruchtbarkeit hin optimiert. Dadurch wird das Gleichgewicht zwischen vegetativem (Blätter und Triebe) und generativem (Früchte) Wachstum zu letzterem hin verschoben. Ohne Schnitt verliert der Strauch an Kraft, weil ihm die Blattmasse fehlt. Er vergreist mit der Zeit und stirbt möglicherweise ab.


  3. Verjüngung und Nachhaltigkeit: Der Schnitt verjüngt die Pflanze, regt das vegetative Wachstum an* und sorgt so für einen anhaltenden Fruchtertrag. Ziel ist es, die Lebensdauer und Produktivität der Pflanze in der Kultur möglichst lange zu erhalten.


Fazit: Während Pflanzen in der Wildnis oft nur eine begrenzte Lebensdauer haben und sich über Samen weitervermehren, sichert der gezielte Schnitt bei kultivierten Beerensträuchern durch die Verjüngung eine langfristige Lebensdauer und nachhaltige Ernte.

Wie schneide ich? Der schnelle Überblick ...


GRUPPE A: Bei den allermeisten Strauchbeeren - Johannisbeeren, Goldjohannisbeeren, Stachelbeeren, Jostabeeren, Heidelbeeren, Maibeeren, Aronia, Sanddorn  - werden jährlich im Spätwinter- bzw. zeitiger Frühjahr die ältesten und dicksten Äste entfernt.

Bilder von links nach rechts: Johannisbeeren schneiden (Lubera.com), Stachelbeeren schneiden (Lubera.com)


GRUPPE B: Bei Himbeeren und Brombeeren werden nach der Ernte im Sommer die Ruten bis zum Boden zurückgeschnitten. Bei einjährige Ruten, die in diesem Jahr gewachsen sind und die Seitentriebe gebildet haben, werden diesen im Spätwinter- bzw. zeitiger Frühjahr bis auf 1-2 Augen (Knospen) gekürzt.

Bilder von links nach rechts: Brombeerschnitt: 3-5 Triebe des letzten Jahres werden stehen gelassen, Seitentriebe werden auf 1-2 Augen zurückgeschnitten (Lubera.com)


GRUPPE C: Herbstbrombeeren, Gojibeeren, Kanadischer Holunder, Weinreben - siehe unten


Beerenschnitt einfach: Eine Hauptgruppe, 2 Nebengruppen für den Schnitt


Beerensträucher lassen sich in drei Schnittgruppen einteilen, basierend auf dem Alter und Wuchscharakter ihrer Treibe sowie ihrem Fruchtverhalten. Diese Einteilung hilft, den richtigen Schnitt für eine nachhaltige und produktive Entwicklung der Sträucher zu bestimmen.


Schnittgruppe A - Die meisten Beerensträucher: Mehrjähriges Holz

Bilder: Von links nach rechts: Rote Ribisel (Wikipedia_Jerzy Opioła), Stachelbeere (Manufactum.at), Maibeere (Artner Silva Nortica_Waldviertler Bio-Baumschule), Heidelbeere (Marek Silarski_Wikipedia), Aroniabeere (Häberli Beeren), Goldjohannisbeere (Eggert-Baumschulen.de), Jostabeeren (Wikipedia_Simon Eugster), Sanddorn (Wikipedia_Jürgen Howaldt)


Die allermeisten Strauchbeeren – Johannisbeeren, Goldjohannisbeeren, Stachelbeeren, Jostabeeren, Heidelbeeren, Maibeeren, Aroniabeeren, Sanddorn u.Ä. fallen in diese Kategorie. Sie wachsen strauchartig und bilden aus der Basis oder stark zurückgeschnittenen Reststümpfen.


  • Fruchtet am besten an 2- bis 3-jährigem Holz besser als an älterem. Bringt dort bessere und grössere Früchte.


  • Wo und wann schneide ich?


    • Nach 2–4 Jahren mit dem Schneiden beginnen.


    • Der Schnitt erfolgt jährlich im späten Winter oder frühen Frühling, VOR dem Austrieb (Zu später Schnitt bremst das Wachstum. Dabei werden die ältesten und dicksten, meist dunklen oder rauen Triebe bodennah entfernt. Bei Sträuchern, deren Triebe v.a. ganz unten aus altem Holz austreiben, lässt man kurze Reststümpfe von diesen stehen.


      Nach dem Schnitt bleiben etwa 7 - 10 Ruten stehen. Stehen diese dichter als eine Handbreit, werden dazwischenstehende bis auf einen kurzes Ast-Stück (Zapfen) mit 1-2 Augen (Knospen) stehen, das im kommendes Jahr austreibt.


      • Schwarze Ribisel: Alle dunklen Triebe, älter als 3 Jahre, sowie Wurzelschösslinge entfernen. Zu lange neue Triebe etwas einkürzen. Blütenknospen entwickeln sich nur an Neutrieben.

      • Rote und weisse Ribisel, Stachelbeeren: Alle Triebe älter als 4 Jahre entfernen.

      • Bei Kulturheidelbeeren, die älter als 5 Jahre alt sind, jeweils 1-2 der ältesten Triebe oder schwache Bodentriebe entfernen.


      Stark tragende Sorten werden eher stark, weniger stark tragende Sorte weniger intensiv geschnitten, da sie auch an älterem Holz noch gut fruchten.


      Durch den regelmässigen Schnitt werden Sträucher damit alle 3–5 Jahre praktisch vollständig erneuert.


      Gegen eine Sommerschnitt spricht in dieser Gruppe, dass das vegetative Wachstum nach der Ernte meist praktisch eingestellt wird, und die Sträucher nach dem Sommerschnitt damit zu wenig neue Energie für das kommende Jahr tanken können.


  • Ohne Schnitt: Verholzung, verkahlte Basis, schlechtere Fruchtqualität, Ernte nur an den Spitzen.


Ausnahmen:

Schnittgruppe B - Die Ausnahmen Himbeeren, Brombeeren und Varianten: Fruchtbildung am zweijährigen Holz

Bilder: Von links nach rechts_ Himbeeren (SOFIA), Brombeeren (KostbareNatur.net)


In diese Kategorie fallen v.a. Himbeeren, Brombeeren und zahlreiche von ihnen abgeleitete Züchtungen. Sie fallen weder in die Kategorie ‘Mehrjährige Holzkörper’ noch unter ‘Stauden’, da sich letztere jeden Winter bis zum nächsten Jahr komplett in den Boden zurückziehen.


  • Fruchtstand im 2. Jahr: In dieser Gruppe wachsen neue Ruten im ersten Jahr, fruchten im zweiten und sterben danach ab.


  • Wo und wann schneide ich?


    • Von nach der Ernte bis in den späten Winter alte Ruten bodennah entfernen. Sie sterben, wie im natürlichen Umfeld, zwar ohnedies ab, ein Schnitt nach der Ernte lässt allerdings bei zu dichten Trieben mehr Licht und Luft an die verbleibenden.


    • Bei Himbeeren im Spätsommer optional neue Triebe etwas entspitzen, damit die Kraft dann statt dem Längenwachstum besser für die Holzbildung zur Verfügung steht.


    • Im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr (noch VOR dem Austrieb) werden Seitentriebe an den Haupttrieben auf 1–2 Augen kürzt, allerdings, noch EHE sie austreiben, um die Beere nicht zu schwächen.


      Bei Sorten, die nur wenig Ruten bilden, werden diese auf 20-30 cm gestutzt, um zu mehr Verzweigung anzuregen.


      Eine allfällige Höhenbegrenzung der Ruten erfolgt ebenfalls in dieser Zeit.


 

Schnittgruppe C - Ausnahme Herbstbrombeeren, Gojibeeren, Kanadischer Holunder, Weinreben: Fruchtbildung am diesjährigen Holz


In Gruppe C fallen die sogenannten ‘Aussenseiter’ der Gruppen A und B: Sie fruchten nicht nur am zwei- und mehrjährigen Holz, sondern auch noch am einjährigen, also an im selben Jahr gewachsenen Trieben, wie Herbsthimbeeren und neue Sorten von Herbstbrombeeren, Gojibeeren, Kanadischer Holunder, Weinreben.


  • Fruchtet (auch) am im gleichen Jahr gewachsenen Holz.


  • Schnitt im Frühjahr 


    • Herbsthimbeeren und Herbstbrombeeren bodennah abschneiden.


      Alternative bei schwacher Herbsternte: Einige Ruten, die schon getragen haben, stehen lassen und um jenen Teil einkürzen, der bereits getragen hat.


    • Bei Weinreben, Gojibeeren, Kanadischer Holunder erfordert die hohe Fruchtbarkeit einen starken Rückschnitt. Sie werden jährlich komplett bis auf einen kurzen Stumpf, den ‘Stock’, oder auf ein stabiles Hauptgerüst zurückgeschnitten, wobei kurze Zapfen stehen bleiben.


      Alternativ kann ein Spalier gebildet werden, bei dem jährlich alle Seitentriebe entfernt und in Abständen von 20–40 cm kurze Zapfen mit 1–2 Knospen belassen werden.


  • Ohne Schnitt: Überlastung der Pflanze, schlechte Fruchtqualität, schwaches Wachstum.

 


Zusammenfassung der Schnittzeiten:


  1. Später Winter/Frühling (Februar/März): Hauptschnitt für alle Gruppen.

  2. Sommer bei Gruppe B: Ausdünnen oder Entfernen alter Ruten.

Bei welchem Wetter schneide ich?


Der Schnitt erfolgt v.a. bei trockenem Wetter bei bedecktem Himmel, im Winter zudem bei frostfreiem Wetter.

Mit welchem Werkzeug schneide ich?


Dünne Äste werden mit einer Rosenschere mit scharfer Klinge geschnitten, um die Wunde nicht unnötig zu quetschen oder zu zerfransen, dickere Äste mit einer Astschere oder Säge.


Grundregel:

Je fruchtbarer die Pflanze, desto mehr Schnitt ist notwendig, um Ertrag und Qualität zu erhalten.


 

*Werden Apfelbäume zu früh und zu viel geschnitten, bilden sie zu viele sogenannte ‘Wasserschosse’, um die vorhandene Kraft im Wurzelbereich auszugleichen, denn es gilt: Wie unten, so oben: Sie gross die Wurzelmasse, so gross die Krone.


Siehe auch ...

Eipeldauer, Anton: Schreber- und Hausgartenkultur. Wien: Tagblattbibliothek Nr. 86/88 ab, 1940.

Rosenthal, Hermann: Beerenobst im kleinen Garten. Frankfurt/ Oder: Gartenbauverlag Trowitzsch & Sohn, 1939.

Grün, Hugo: Der bäuerliche Hausgarten. Linz: Landwirtschaftskammer für Oberösterreich.



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