Guerilla-Gardening in Steyr: Der Besuch bei Monika Görig, seit 2007 Initiatorin des 'Naschgartens' in Steyr, hält viele Überraschungen für uns parat!
Mit Tom, einem im Mühlviertel – und hier v.a. im Bereich Urfahr-Umgebung – sehr engagierten ‘jungen’ Mann, denn so wirkt er, obwohl er doch auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und seiner Freundin Brigitte machen wir uns auf den Weg nach Steyr. Ich hatte Monika Görig, die Initiatorin des Naschgartens, schon Jahre zuvor bei anderer Gelegenheit kennengelernt, ohne jedoch von diesem zu wissen. Nun kam Tom auf uns zu und bot die Option an, einen Blick auf Monikas Naschgarten zu werfen.
PS: Viele kennen Tom übrigens auch von den Repair-Cafés, bei denen ehrenamtlich Elektrogeräte repariert werden – was für eine grandiose Idee.
Und hier sind wir also. Unser Besuch bei Monika im ‘Naschgarten’ in der Dr. Josef Ofnerstrasse am Resthof in Steyr, einer Hochhaussiedlung, hat sich als noch interessanter herausgestellt als ohnedies schon vermutet. Die höchst agile, lebendige Elementarpädagogin in Pension, eine gebürtigen Steyrerin und lange Zeit in München lebend, hat hier in den letzten 17 Jahren - in der Anfangphase alleine, seit 2008 gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus allen Nationen aus der Nachbarschft - ein kleines Refugium der besonderen Art initiiert und erschaffen.
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Der lange Weg
Der Start fand 2007 ohne ausdrückliche Genehmigung der Hausverwaltung GWG, der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr, lediglich in Form von 'Duldung' statt und kann damit quasi in eine lange Reihe von weltweiten sogenannten ‘Guerilla Gardening’-Projekten, einem Bepflanzen von meist öffentlichen Flächen im urbanen Raum ohne ausdrückliche Genehmigung, einreihen, wobei sie dies nie ‘überfallsartig’, sondern stets behutsam und aufmerksam beobachtend durchführte. Schliesslich wollte sie niemanden überrumpeln, sondern – ganz gemäss der Natur – ein kontinuierliches und gemeinsames Hineinwachsen für alle ermöglichen. Heute ist ihr Naschgarten offiziell von der GWG anerkannt.
2007 - Guerilla-Gardening in Steyr
2007: Zeit für Neues. Nachdem Monika wieder einmal einen Blick auf die durchaus sehr erfreulichen Bäume sowie die grünen Rasen und Hecken vor ihrem Wohnhaus in der Hochhausanlage geworfen hat, stellt sie fest: Hier fehlt etwas, hier braucht's etwas! Mehr Vielfalt, mehr Blühendes, mehr ... !
Eine blühende Pflanze hat den Weg zu ihr gefunden, die will jetzt eingepflanzt werden. Doch wo? Und dann wie? Einfach wo einpflanzen? Und wenn sich die Nachbarn daran stören? Wenn sie fragen, was ich hier mache? WIE?!
In einer 'Nacht-und-Nebel-Aktion' setzt sie diese Pflanze an eine Hecke hinter dem Haus. Dorthin, wo alle morgens von ihren Balkonen in den Garten blicken würden. Die Pflanze würde dann 'einfach mal so da sein'.
Vorher - Nachher
Gesagt - getan. Am nächsten Morgen zeigt sich - wie aus dem Nichts - eine erste Blütenpflanze im bis dahin durchgängigen Grün der Hecke und des gepflegten Rasens. Monika beobachtet die Reaktionen der Menschen. Nichts Negatives. Das ist schon mal etwas.
Schritt für Schritt - ein behutsamer Weg
Nachdem sich Stück um Stück die Blütenwunder an der Hecke mehren, beschliesst Monika, den Zuweg zum Hauseingang zu 'Behübschen' und zum Blühen zu bringen. Erste Tulpen und Maiglöckcken - sowie mit der Zeit alles, das zu ihr gelangt - finden dort ihr neues Zuhause. Dabei immer achtsam auf die Reaktionen der Hausbewohner. Nach wie vor nichts Negatives.
Weiter geht's.
Gesellschaft für Blumen: Kräuter und Beeren, Obst und Gemüse
Eines Tages erhalten die Blumen Gesellschaft: Erste Kräuter und Beeren, Obst und Gemüse stellen sich ein. Bepflanzt wird grundsätzlich alles, was sich bepflanzen lässt - unter EINER Voraussetzung: Hübsch, ansprechend und kreativ muss es sein. Energie soll frei fliessen können und sich sanft ihren Weg um alles und jedes bahnen.
Innerhalb aus Ästen geflochtenen Rundbeetrahmen, niedrigen Holzzaun-Umrandungen, ovalen Formen, Formen, die an ein Boot erinnern, auf Baumscheiben, in Kübeln und Kisten, an Rankgerüsten aller Art, auf einem neu aufgestellten stabilen Gerüst undd mehr finden die neuen 'Mitbewohner' ihren Platz auf kleinstem Raum sowie in kleinsten Mengen und Grössen, denn: Monika hat beschlossen, einen NASCHGARTEN MIT UND FÜR KINDER anzulegen. Sie möchte ihnen wieder Zugang zum Wachstum, zum Aussehen und zum Geschmack von natürlichen Nahrungsmitteln ermöglichen.
Ein neuer 'Naschgarten' entsteht
Zunächst mit den Kinder, später mit den nun herangewachsenen Jugendlichen aus allen Nationen, wird seit 2008 gepflanzt, gepflegt, kompostiert, gegossen, gemäht, geerntet - und natürlich gemeinsam verkostet und gegessen. Erstaunt lernen die Kinder, wie Erbsen, die nicht qaus der Dose kommen, in natura aussehen.
Winzige Mengen an Kartoffeln, Tomaten, Schnittlauch, Garten- und Wildkräutern, essbaren Blüten, Paprika, Zwiebeln, Lauch, Mangold, verschiedenen Salatsorten, Bohnen, Erbsen, Radieschen, Rettich, Karotten, Rhabarber und mehr finden hier ihr neues Zuhause.
Pure Vielfalt und 'wildes Durcheinander'
Bei unserem Besuch finden wir neben im letzten Winter geernteten Kohlsprossen, die nach der Blüte nun gerade eifrig ihre Samen ausbilden, Liebstöckel, Erdbeeren und Spitzwegerich. Ausgewachsener (blühender) Spinat und Radieschen bleiben ebenfalls zur Samengewinnung stehen.
Auf der Baumscheibe eines Baumstammes, an dem sich Efeu und Rosen hochranken, gedeihen Erdbeeren, Apfel- und Zironen-Melisse.
In einem Kübel erfreut sich Spargel an der Gesellschaft von Salat und einer Ringelblume.
An allen möglichen Rankhilfen aus Holz und Metall, wie etwa den pyramidenförmig aufgestellten Holzstecken aus dem Wäldchen hinter der Wohnhausanlage, sollen Bohnen, Gurken, Himbeeren und Brombeeren entlangwachsen. Achtsam an einem Schildchen der Hinweis, 'Bohnen - nicht roh essen, nur gekocht'! Tomaten bieten bald Sichtschutz auf Dahinterliegendes.
Linkes Bild Brombeerblüten, rechtes Bild: Rechts am Spalier Brombeeren, links Himbeeren
Was für viele wie ein wildes Durcheinander aussehen mag, ist ein wahrhaftes Meisterwerk: Die Vielfalt sorgt für unterschiedlichste Geruchsstoffe in der Luft, sodass es hungrige Insektenmäuler verwirrt. Zwar finden sie in der Mischung der Gemüsesorten und mit sich dazwischen tummelnden Wiesenkräutern reichlich Nahrung, sie fallen jedoch nicht alle zuhauf über die gleiche Gemüsesorte her. Die Pflanzen sind damit auch für potentielle virale und bakterielle Angriffe sowie jene von Pilzen gut gewappnet. So ist für alle gesorgt: Für Pflanzen, für Mensch und für Tier.
Energiereiche Hilfe
Um eine Jostabeere finden wir sogar eine Lakhovsky-Spule – eine simple Vorrichtung aus Kupferdraht, deren Geheimnis v.a. im Material, dem Kupfer, sowie im sich nicht schliessenden Kreis begründet ist. Die 'Spule' dient der Stärkung und Regeneration der Pflanzen. Ganz in der Nähe lachen uns erste Ribisel und Stachelbeeren entgegen.
links und in der Mitte Zitronenmelisse, Vergissmeinnicht und Erdbeeren um die 'Lakhovsky-Spule', rechts eine unreife Ribisel
Obstbäumchen
Beim Obst werden bewusst kleine Bäumchen – wie etwa das kleine, frühreife Klarapfel-Bäumchen – und Säulenformen gewählt, um Kindern ein selbständiges Pflücken zu ermöglichen. Gleichzeitig erfahren sie hierbei, welchen Unterschied es macht, voreilig unreife Früchte zu ernten, oder auf die süssen, saftigen und schmackhaften Ergebnisse zu warten. Selbst zwei kleine Kirschbäumchen in Säulenform, Birnen- und Feigenbäumchen, eine weisse Weintraubensorte sowie eine Felsenbirne, an der sich Wein hochrankt, finden hier ihren Platz.
Links ein Birnbäumchen, in der Mitte ein Feigenbäumchen, rechts die Felsenbirne mit üppiger Baumscheibe
Dazwischen überall Blütenpflanzen wie etwa Freesien, Pfingstrosen oder Storchenschnabel.
Unbekannte Lebensmittel
Links Rotklee, Gänseblümchen und Ehrenpreis in Wasser, rechts als Tee
Während ihrer Tätigkeit erkennt Monika die zunehmende Entfremdung vieler Eltern zu natürlichem, essbarem Grün. Teilweise ist sogar das frische Aussehen von Schnittlauch unbekannt, da Kräuter heute häufig bereits kleingeschnitten und tiefgefroren aus dem Supermarkt bezogen werden. ‘Ich habe mir also angewöhnt, Kinder und auch zufällige Passanten zum Ernten einzuladen und mit kleinen Kostproben plus Erklärung zu beschenken. So kommen vor allem die Kleinen und erbitten gelegentlich z.B. Salbei, Apfelminze oder Zitronenmelisse für Tee’, erläutert sie.
Gemeinsam kosten
Ein Kräutertopf lädt zum 'Naschen, Schmecken, Tasten und Riechen' ein. Monikas Hauptaugenmerk liegt dabei auf Wiesenkräutern, die sie gerne Kindern ebenso wie Erwachsenen in gemütlichem Beisammensein näherbringt.
In Töpfen gewachsene Kartoffeln werden gemeinsam geerntet – denn wer weiss heute noch, wie Kartoffeln aussehen, deren Knollen noch an den Wurzeln hängen? Monika bereitet sie auf viele verschiedenen Arten zum gemeinsamen Verkosten vor. Jeder freut sich jeder immer schon auf alles, was zu ernten ist: Auf Beeren, Früchte, Kräuter und Gemüse, die unter den jeweils Anwesenden aufgeteilt werden – auch, wenn es gerade einmal nur eine Tomate für fünf ist.
Monika schafft Mehrwert – und die GWG wächst mit
Mit ihrer Vorgehensweise ermöglicht Monika auch der GWG Hausverwaltung ein stückweises, sanftes Hineinwachsen in diese für alle neue Situation: Regelmässig informiert sie diese über ihre kleinen, doch kontinuierlichen Aktivitäten, deren Hintergrund sowie über die sich einstellenden zahlreichen Erfolge, und die GWG akzeptiert diese erfreulicher Weise.
Weshalb auch nicht? Monika schafft ‘Mehrwert’. Wer lebt nicht gerne in angenehmer, erfreulicher Umgebung? Und wo gibt es weniger Herausforderungen mit heranwachsenden Kindern und Jugendlichen, als wenn diese ihre Umgebung verstehen und lieben? Ein neu geschaffener kleiner Sitzplatz lädt die Anwohner beim Nachhausekommen zu einer kurzen Rast und einem gemütlichen Austausch ein. Das zusätzliche Grün sowie die blühende Vielfalt erfreuen Augen, Nasen und die Herzen aller.
Durch Monikas weitreichende Tätigkeit in ihrem Wohnbereich, erfahren die Stadtgärtner eine kleine Arbeitserleichterung. In diesem Gebiet müssen einige Flächen nicht bearbeitet, auch Hecken nicht zurückgeschnitten werden, weil Monika dies hier seit Jahren gewissenhaft und verlässlich übernommen hat. Außerdem wurden Mähflächen für die Gärtner kleiner, da sie mit den Kindern die Wiese zwischen den Beeten selbst pflegt. Hierfür hat sie privat zwei handbetriebene Spindelrasenmäher angeschafft, - zur Freude aller Kinder, die hier um die Wette mähen ;)
Wie man es also auch dreht und wendet: Alle profitieren vom Naschgarten.
Ein amüsantes Erlebnis
Gerne erinntert sich Monika an eine kleine amüsante Geschichte dazu und schmunzelt: Als sie in den frühen Anfängen wieder einmal rasenmäht, wird sie von einem der Kinder gefragt, was sie denn hier täte. Sie erklärt kurz und fragt, ob es dann mithelfen wolle. Das Kind fragt: ‘Was bekomme ich denn dafür’? Monika hält kurz inne und antwortet: ‘Nun, geben kann ich Dir nichts, aber weisst Du was: Wenn Du möchtest, stelle ich Dir den Rasenmäher dafür kostenlos zur Verfügung’ – lächelt, und macht weiter. Einige Zeit später waren damit neue und interessierte Mitwirkende gewonnen.
Bild: Videoausschnitt RTV Steyr
Voneinander lernen
Wie es sich zeigt, dürfen auch wir von den Kindern lernen, denn eines Tages sagt eine Gruppe von ihnen: ‘Danke, dass wir Sie kennen lernen durften’! Lernen also auch wir einfach daraus!
Übrigens nutzt Monika auch die bewusste Wahl des Rasenmähers als praktischen Teil des ‘Anschauungsunterrichts’, um zu zeigen, dass Rasenmähen durchaus auch ohne Motor und Benzin funktionieren kann.
Unser Garten im Jahresverlauf
Im Naschgarten erleben alle Besucher Jahr für Jahr den Unterschied von nachwachsenden mehrjährigen und einjährigen, also jährlich neu auszusäenden Pflanzen. ‘Alles selbstverständlich nur mit natürlichem Dünger … ich lasse die Kinder auch den Kompost durchsieben und auf die Beete auftragen, womit sie den Kreislauf der Verrottung miterleben’, erzählt Monika.
Ein Naschgarten auch für Tiere: Das Bienen- und Hummelparadies hinter dem Haus
Hinter dem Haus hat sich mit den Jahren ein kleines Paradies für Bienen und Wildhummeln etabliert. Ein Bindfaden um einen Teil der Wiese dient z.B. den Gärtnern als ‘Richtschur’, bei besonders blütenreichen Flecken auf das Mähen zu verzichten.
Mittlerweile haben sie sich dran gewöhnt, diese Stellen aus eigener Beobachtung heraus stehen zu lassen. Durch das seltenere Mähen hat sich die Artenvielfalt seither merklich erhöht: Mehr als 20 unterschiedliche Wildpflanzensorten wie Glockenblumen, Margeriten, Witwenblumen, Wiesenknopf, roter und weisser Klee, Hornklee, Berufkraut, Wiesenkresse, Ehrenpreis, Vogelmiere, Spitz- und Breitwegerich, Gundelrebe, Schafgarbe, Fünffingerkraut, Königs- und Nachtkerze, Färberkamille, Natternkopf, Malve und viele mehr – von dene ALLE hier vorkommenden Arten sogar Heilpflanzen und somit essbar sind. Einzig der gelbe Hahnenfuß auf der Wildblumenwiese enthält Giftstoffe.
Aus den anderen Pflanzen können Teemischungen, Tinkturen oder Salben hergestellt werden. Monika fügt sie außerdem stets auch ihren Salaten, Suppen und Soßen bei. Die Blüten fördern die Vielfalt der Insekten und damit die der Vogelwelt, die wiederum für den Menschen unangenehme Zeitgenossen in Schach halten. Auch hier also: Nur Vorteile für alle!
Gespräche an der Hecke: Der kleine Waldgarten
Monika liebt 'neu-gierige' Menschen, also jene, die sich dafür interessieren, was in ihrer Umgebung NEU ist, was passiert. Mit EINER Einschränkung: Sie sollten schon wohlwollend interessiert sein.
Durchblicke durch den Maschendrahtzaun an einem Weg am Wäldchen hinter der Wohnhausanlage oberhalb der Enns ermöglichen Spaziergängern, Monika und die Kinder bei ihren Tätigkeiten zuzusehen und nachzufragen. Mehr und mehr Menschen tragen auf diese Weise Neuigkeiten wie Samen in die Stadt, um da und dort aufzugehen.
Kleine Beete aus geflochtenen Ästen schmiegen sich an den Rand des Wäldchens. Ein Komposthaufen vor Ort ermöglicht praktische Handhabung sowie reichlich fruchtbaren Boden und bietet gleichzeitig neuen Platz für nährstoffliebende Pflanzen wie Zucchini, Gurken oder Kürbisse.
Noch immer nicht genug
Gehen wir wieder vor das Haus, so stellen wir fest: Wir haben NOCH IMMER nicht alles gesehen!
Komposthaufen und Materialvorrat
Monika finanziert das alles aus eigener Tasche (!!!). Damit ist es umso wichtiger, ressourcenschonend ans Werk zu gehen. Sie hat im Schatten eines Baumes unter einem Balkon vor dem Haus ebenfalls einen kleinen Komposthaufen eingerichtet und sammelt dort auch alle Arten von nützlichem Gartenmaterial, wie etwa Holzstöcke und verschiedenste Pflanzbehältnisse. Immer ordentlich verwahrt, um keinen Anstoss zu Unmut zu geben.
Schenk-Ecke
Eines Tages findet auch der ehemalige Einstellplatz für die Mülltonnen seine neue Bestimmung und wird in das Projekt integriert: Die Betonabdeckung wird liebevoll im Sinne eines Steingartens mit Pflanzen wie der genügsamen Dachwurz bepflanzt, wie sie auch auf Flachdächern zu finden sind. Von der angrenzenden Birke schaut der ihren Stamm umrankende Efeu herüber, in Harmonie mit einer Rose, die die Sonne sucht.
Die Mülltonnen selbst stehen nun daneben, sehr zur Freude der Hausbewohner: Sie müssen diese nicht mehr wie zuvor jedesmal mühsam herausziehen, um den Deckel öffnen und ihren Müll entleeren zu können. Jetzt heisst es einfach: 'Klappe auf, Müll weg – und gut ist’s'.
Das Innenleben des Einstellplatzes hingegen wird in eine Schenk-Ecke umgewandelt. Derzeit befinden sich nur mehr Bücher darin. Wichtig ist, dass nur intakte Gegenstände hier ihren Platz finden, um ihre neuen Besitzer zu erfreuen.
Blühende Verkehrsinsel
Zu guter Letzt wird selbst die Verkehrsinsel in das Konzept miteinbezogen und - wegen der sie regelmässig umfahrenden Autos - 'nur' mit Blumen bepflanzt.
Durch und durch liebevoll
Wohin wir auch schauen, alles ist liebevoll arrangiert und dekoriert: Ein Ort, der zum Verweilen, zum sich Austauschen – und zum Besuchen – einlädt.
Unser Résumé
Wie schon bei der Recherchetätigkeit zu Gemeinschaftsgärten in Deutschland und in Österreich realisieren wir auch hier, dass im Verlaufe eines scheinbaren ‘nur Gärtnerns’ FÜR und v.a. MIT anderen viel mehr als lediglich Obst- und Gemüse dabei entsteht. Und so sind wir nach diesem Besuch auch hier wieder fasziniert von den Ergebnissen:
Ungewohnte, positive Veränderung im Umfeld bringt Menschen zueinander. Sie unterhalten sich und tauschen sich aus. Wer mitmacht, lernt viel und lernt, viel zu erkennen und zu verstehen.
Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren erhöht sich. Wer aufmerksam beobachtet und versucht, zu verstehen, anstatt Situationen sofort zu be- oder verurteilen zu wollen, kann bessere und geeignetere Massnahmen treffen, v.a. förderliche anstelle von vernichtenden. Mit müssen nichts ‘wegtun’. Es genügt, das Positive, also das, was wir wollen, zu unterstützen und zu stärken, damit das, was wir nicht wollen, keinen vorbereiteten Boden findet:
Ist eine Pflanze schwach und dadurch z.B. von Schädlingen befallen, so kümmern wir uns nicht um die Schädlinge, um sie ‘wegzumachen’. Wir kümmern uns stattdessen um die Pflanze, den Boden und die Vielfalt, damit der Boden in der Lage ist, die Pflanze optimal zu versorgen und zu stärken. Die Vielfalt bietet genügend Ablenkung für ‘Schädlinge’ und stärkt durch eine förderliche Kommunikation sowie durch den Austausch untereinander die Pflanzen. So reduzieren sich bedrohliche Krankheiten und Schädlingsinvasionen mit der Zeit wie von selbst, da ihnen Angriffsflächen und Nährboden fehlen, und ein ausgewogenes Gleichgewicht stellt sich ein.
Bringen wir Ungleichgewicht wieder in Richtung Gleichgewicht, so ist damit alles getan, was zu tun ist:
Kräfte werden gefördert, Widerstandsfähigkeit aufgebaut, Ressourcen geschont und potentielle Angriffsflächen minimiert.
Pflanzenmasse fördert das Mikroklima und reinigt und kühlt die Luft.
Pflanzenvielfalt fördert sich selbst, die Tierwelt und damit die Menschen.
Blühendes und Duftendes erfreut das menschliche Auge und öffnet die Herzen der Menschen.
Das fördert tiefe Atmung, Entspannung und Wohlbefinden.
Entspannte Menschen gehen offener auf einander zu, was die Kommunikation fördert.
Entspannte Kommunikation schafft Raum zur Klärung von Unstimmigkeiten.
Klärung ist ein Bedürfnis der Menschen.
Menschen mit befriedigten Bedürfnissen haben weniger Bedarf zu streiten.
Zufriedene Menschen sind eher lösungsorientiert.
Lösungsorientierte Menschen tun sich leichter im Zusammenleben miteinander.
Das ergibt in Summe eine not-wendige Ressource für Zeiten mit besonderen Herausforderungen.