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Pflanzengeister der Samhain-Zeit – Begleiter durch dunkle Zeit und Wandel

  • Autorenbild: Essbare Stadt Linz
    Essbare Stadt Linz
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit
Samhain
Symboldbild für Samhain, Bildquelle: ChatGPT

Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger, verändert sich nicht nur die Natur um uns herum. Wir spüren oft auch eine besondere Stimmung: Eine Einladung zu mehr Ruhe, zum Innezuhalten, zum Nach-Innen-Schauen und dazu, Veränderungen in unserem Leben bewusst oder bewusster wahrzunehmen. In dieser Zeit, die bei uns v.a. als Allerseelen und Allerheiligen und vielen traditionell auch als Samhain bekannt ist, beginnt der Zyklus der Ruhe, der Rückschau und der Transformation.


Pflanzen neu betrachtet


Während Pflanzen meist auf Aussehen, Nutzen, Nahrhaftigkeit oder ihre Inhaltstoffe und die damit in Verbindung gebrachten Wirkungen und Heilwirkungen reduziert werden, erzählen viele Kulturen von sogenannten Pflanzengeistern – unsichtbaren Begleitern, die in den Kräutern, Bäumen und wilden Pflanzen leben. Sie sind weder Fabelwesen, noch lediglich Sinnbild für die Kräfte und Qualitäten der Pflanzen, die uns durch dunkle, stille Zeiten tragen. Sie galten in früheren Zeiten als höchst real und konnten von manchen auf die eine oder andere Art wahrgenommen werden.


Rudolf Steiner, der Begründer der Geisteswissenschaften, beschreibt Pflanzengeister als Träger der Formkräfte, die der Pflanze ihre Gestalt geben und sie durch ihre Lebensprozesse auf der Erde verankern. Danach sind Pflanzen mehr als nur materielle Wesen. Jede Pflanze trägt auch eine „ätherische“ und „geistige“ Dimension. Diese sorgen dafür, dass die Pflanze wächst, blüht, Früchte trägt und ihre Samen in die Welt bringt. Sie sind in diesem Sinne wie „Naturarchitekten“, die das Gleichgewicht in Gärten, Wiesen und Wäldern bewahren und tragen etwas wie eine unsichtbare Lebenskraft, die auch auf uns Menschen ausstrahlt - selbst, wenn wir bisher vielleicht nie bewusst darüber nachgedacht haben. Ihre Wirkung in unserer Umgebung ist spürbar: Durch Duft, Farbe, Berührung oder einfach durch das stille Dasein in Gärten und Wäldern.


Allerseelen


Auch klassisch-traditionell werden Pflanzen noch heute für diese Jahreszeit verwendet - Denken wir an den Blumenschmuck, den wir zu Allerseelen zu den Gräbern bringen. Kaum mehr bewusst ist uns ihre Funktion, uns unseren Ahnen näher zu bringen sowie zur Unterstützung für Wandlung und und den Weg durch dunkle Zeit.

Sie können uns jedoch auch im Sinne von Samhain auf andere Weise begleiten:


Ursprung und die ursprüngliche Bedeutung von Samhain


Samhain (ausgesprochen etwa Sauw-in oder Sow-en) stammt aus dem alten Irland und gehört zu den vier großen keltischen Jahreskreisfesten:


  • Imbolc (Anfang Februar)

  • Beltane (Anfang Mai)

  • Lughnasadh (Anfang August)

  • Samhain (Ende Oktober/Anfang November)


Es markierte das Ende des alten Jahres und den Beginn des neuen Jahres. Für die Kelten begann der Zyklus des Jahres mit der Dunkelheit – also mit Samhain – und nicht mit dem Licht. In dieser Denkweise keimt Neues immer zuerst in der Stille und im Dunkeln.


1. Beifuß (Artemisia vulgaris) – Die Schwellenhüterin


Bild: Beifuss (Artemisia vulgaris), Bildquelle: Initiative Essbare Stadt Linz


  • Wesen: Weiblich, weise, tief verbunden mit der Mondkraft

  • Keltischer Aspekt: Begleiterin an den Übergängen – zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter, Leben und Tod

  • Wirkung: Reinigend, schützend, öffnet die Wahrnehmung für Träume und Ahnen

  • Anwendung: Als Räucherung, kleiner Kranz am Feuer oder als Tee (in sehr milder Dosis!)


Beifuß wurde oft als „Königin der Kräuter“ betrachtet – sie trägt sicher durch das Dunkel, ohne dass man sich verliert.


2. Rainfarn (Tanacetum vulgare) – Der Wächter


Rainfarn (Tanacetum vulgare)
Bild: Rainfarn (Tanacetum vulgare), Bildquelle: Initiative Essbare Stadt Linz
  • Wesen: Kraftvoll, klar, sonnenhaft in dunkler Zeit

  • Keltischer Aspekt: Schutz und Übergang; er hält störende oder „verirrte“ Energien fern

  • Wirkung: klärend für Körper und Geist, stärkt die Grenzen des eigenen Feldes

  • Verwendung: als Räucherung, Talisman oder kleines getrocknetes Blatt am Feuer (nicht verbrennen in geschlossenen Räumen)


Rainfarn ist wie ein stiller Krieger – er bringt Ordnung ins Unsichtbare und bewacht die Schwelle.


3. Eiche (Quercus robur) – Der Älteste


Roteiche (Quercus robur)
Bild: Roteiche (Quercus robur), Bildquelle: Waldwissen.net
  • Wesen: Väterlich, standhaft, tief verwurzelt

  • Keltischer Aspekt: Verbindung zu den Ahnen, Beständigkeit in der Dunkelheit

  • Symbolik: Stärke, Kontinuität, Mut zum Stillstand

  • Verwendung: Eichenrinde oder Eicheln als Schutzamulette oder auf dem Ahnenaltar


Die Eiche ist das Sinnbild der Beständigkeit – sie erinnert dich daran, dass wahres Wachstum auch Ruhe braucht.


4. Weißdorn (Crataegus monogyna) – Die Schwellenrose


Bild: Weissdorn (Crataegus monogyna), Bildquelle: Strauch: Natura DB, Blüten: Mecklenburg-Vorpommern.nabu.de, Früchte und Blätter: Hecken-direkt.de)


  • Wesen: Magisch, ambivalent – freundlich und doch wehrhaft

  • Keltischer Aspekt: Tor zur Anderswelt (Feenbaum!), Schutzbaum der Schwelle

  • Wirkung: Öffnet Herz und Wahrnehmung für feinstoffliche Ebenen, aber nur, wenn man mit Respekt eintritt

  • Hinweis: Weißdorn nie unachtsam pflücken – er „wählt“ selbst, wem er sich zeigt.


Weißdorn ist die Verbindung zwischen Welten – in der Samhain-Zeit ein kraftvoller Hüter für jene, die die Ahnen ehren.


5. Wurzeln allgemein – Die "Tieferinnen"


Beinwellwurzel
Bild: Beinwellwurzel, Bildquelle: Waschbär-Magazin

Der Begriff "Tieferinnen" beschreibt, wenn sich die Lebenskräfte in die tieferen Schichten der Erde zurückziehen. Oberirdisch dominieren Ruhe und Rückzug, während sich die Kräfte in den tiefen Schichten sammeln und bewahren. Sie verbinden Erde und Lebenskraft.


  • Beispiele: Engelwurz, Alant, Baldrian, Beinwell

  • Symbolik: Das Leben unter der Erde, Rückzug und inneres Wissen

  • Keltischer Bezug: In dieser Jahreszeit sammelte man Wurzeln – sie galten als Trägerinnen des Lebenslichts im Verborgenen.

  • Ritualidee: Eine kleine Wurzel auf den Altar legen oder beim Räuchern als Erdverbindung nutzen.


6. Holunder (Sambucus nigra) – Die Alte Mutter


Bild: Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Bildquelle: Strauch - Wikipedia, Blüten - Paper & Tea, Früchte: Sugar Creek Gardens


  • Wesen: Urweiblich, hütend, weise

  • Keltischer Aspekt: Torbaum zwischen den Welten, Sitz der Ahnenmutter

  • Volksglaube: Unter dem Holunder wohnten die Geister der Ahnen und Hausseelen

  • Verwendung: Zweig, Beeren oder Blüten auf dem Altar; kleine Verneigung vor dem Baum mit Dank (nicht schneiden ohne Bitte)


Holunder ist sozusagen die Großmutter des Übergangs – sie lehrt Sanftheit im Wandel.


Zusammengefasst

Samhain-Pflanzen sind Schwellenhüter – sie öffnen und schützen zugleich. Sie helfen, den Übergang in die Dunkelheit bewusst zu erleben, ohne sich darin zu verlieren: Rückzug ins Innere - Sammlung und Vorbereitung auf die kommende Zeit.



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